Rock Concert Venue, Club and "Kiez" in Berlin
Tanzen auf dem Tunnel
Berlin war und ist musikalisch gesehen ein raues Pflaster. Nie hat sich ein schicki-miki Club langfristig etabliert und sich mit der Stadt identifiziert. Das typisch rohe, dreckige, wilde und
ungezwungene war schon immer das Identifikationsmaterial für die Berliner Clubszene. So sind Berliner Clubs ein Anziehungspunkt für internationale Liebhaber der Szene geworden. Doch die
Kulturstädten sind mehr und mehr bedroht durch steige Auflagen der Bauaufsicht, protestierende Nachbarn oder Verdichtung.
Der Entwurf setzt sich mit der Atmosphäre der Berliner Clubszene auseinander und schafft einen Neubau, welche die unkonventionelle Art der Veranstaltungsstätten mit sozialen Bedürfnissen vereint.
Er legt den Fokus auf die multiple Nutzung.
Das Grundstück befindet sich an dem Verkehrsknotenpunkt des S- und U- Bahnhofes Yorckstraße. Unter dem Grundstück verläuft der U-Bahn Tunnel der U7. Anwohner aus dem umliegenden Kiez, sowie
Pendler, kreuzen täglich den Weg von Schöneberg nach Kreuzberg.
Uns ist es wichtig, die positiven bestehenden Strukturen in den Neubau zu integrieren und zusätzlich einen Mehrwert für die Stadt und den Kiez zu kreieren. Mit dem Entwurf schaffen wir einen Raum
für die Musikszene, der das Unfertige, Unkonventionelle und Experimentelle der alten, typischen Berliner Musikstätten aufgreift und mit neuen Raumkonzepten vereint.
Das Gebäude übernimmt die Ausrichtung des Tunnels der U-Bahn Linie U7, der direkt unter dem Grundstück verläuft. Durch die Positionierung des querstehenden Gebäude wird Platz für die Ströme der
Fahrgäste von U-zur S-Bahn geschaffen. So trennt sich der Baukörper von der vorhandenen Bebauung ab und weist seine Sonderfunktion in dem Stadtteil auf.
Durch die breite Öffnung der großen Halle an den Stirnseiten wird eine Verbindung zwischen dem ruhigen Kiez und der lauten Yorckstraße durch das Gebäude geschafft. Dort befindet sich die
Konzerhalle/ Markhalle.
Die Geometrie des Tunnels zieht sich durch das gesamte Gebäude und wird von ihr bestimmt. Die einzelnen Geschosse folgen dem gleichen Grundprinzip. In den zwei Hauptachsen befinden sich die
musikalischen Aktivitäten, wie Club und Konzerthalle; in den Resträumen liegt die Erschließung, WCs, Lager, etc.
Auf der Ebene des U-Bahnsteigs befindet sich der zweigeschossige Elektro-Club, der unabhängig von der Konzerthalle funktioniert. Der Club ist unterirdische von dem Bahnsteig der U-Bahnstation
Yorckstraße zu erreichen. Die Clubgänger fahren mit der U-Bahn, steigen aus dem Wagon und gelangen geradewegs auf der Höhe des Bahnsteiges zum Eingang des Clubs. Der Club befindet sich zwischen
den Gleisen der Bahn. Durch eine visuelle Verbindung von Gleis zu Club, tanzen die Clubgäste, während die U-Bahnen an ihnen vorbeifahren. Durch die Sichtbeziehung zu den Züge, ist die
pulsierende Stadt immer ein Teil des Cluberlebnisses.
Oberirdisch liegt das Herz des Entwurfes, die quer zum Gebäude gerichtete multifunktionelle Halle. Sie durchtrennt das Gebäude, schafft dadurch aber auch eine Klarheit im Programm. In den zwei
daneben liegenden bedienenden Volumen, finden sich alle untergeordneten Funktionen an: Foyer, Garderobe, Kasse, Fluchttreppenhaus, Technik, Ausgang der U-Bahn, sowie ein Dönerladen. Lager,
Backstage, Büros und Fluchttreppenhaus sind Richtung S-Bahn gewandt.
Die Halle erinnert an eine “Magic Box” aus Metall, die sich von drei Seiten komplett öffnen lässt und so verschiedene räumliche Qualitäten anbietet. Die Öffnungen erfolgen durch die dreigeteilten
Knicktore auf dem Dach und an den Stirnseiten der Halle. Durch das Öffnen der Tore entstehen zwei großzügige Vordächer, die die dreieckigen Plätzen einrahmen und als Erweiterung des städtischen
Raumes dienen. Zusätzlich sind die so entstehenden Eingänge überdacht und bieten Schutz vor Sonne oder Regen. Der Torflügel ist mit einer horizontalen Gelenkkonstruktion versehen und kann somit
hydraulisch angehoben und gleichsam hoch geknickt werden.
Die rechteckige Form der Halle lässt sich maximal variabel nutzen. Das Modulsystem der Innenwände der Halle berücksichtigt eine flexible Einstellung der Akustik.
Es gibt eine zweischalige Innenwandkonstruktion, die akustisch eingestellt werden: Die Faltpaneele dienen als Diffusor und verteilen den Schall in verschiedene Bereiche des Raumes.
Die Haupthalle lässt sich in zwei verschiedene Szenarien umnutzen. Konzert- und Marktmodus:
Bei einem Konzert wird der Haupteingang in Nord-Östlicher Richtung genutzt. Die Konzertbesucher können ihre Tickets abreißen lassen, ihre Jacken in den Schließfächern aufbewahren und direkt in
die Konzerthalle hineingehen. Während des Konzertes können die Dächer hochgeschoben werden. Aus dem Modulsystem werden die Bars aufgebaut.
Bei einem Markt werden die zwei Vordächern auf jeder Seite hochgeschoben und die Marktstände aus dem Lager in der Halle aufgebaut. Die Bühne wird im Lager zusammengebaut. Diese Vielfalt der
Nutzungen wird durch ein Modulsystem in der Halle ermöglich und zB. als Marktstände umgewandelt.
Das äußerliche Erscheinungsbild des Gebäude spiegelt die Umgebung wieder.
So entsteht ein Dialog mit den vorbeilaufenden Menschen und der Umgebung. Die großflächigen Tore auf der Fassaden weisen die gleiche Materialität auf, damit das Volumen einheitlich wirkt. Durch
die bewegliche Geometrie der Öffnungen schafft das Volumen unterschiedliche räumliche Eindrücke.